Farm to Fork

Farm to Fork

Im Jahr 2050 müssen wir auf der Welt 10 Milliarden Menschen ernähren. Gleichzeitig werden wir mit den größten Umwelt-, Klima- und Gesundheitsherausforderungen in der Geschichte konfrontiert sein. Wie werden wir die künftige Weltbevölkerung ernähren, ohne unseren Planeten weiter zu erschöpfen? Wie können wir den Zugang zu ausreichenden, sicheren und nahrhaften Lebensmitteln für alle sicherstellen? Und wie können wir Lebensmittel im Rahmen einer fairen Lieferkette erschwinglich halten? Das sind alles große Fragen, die es zu lösen gilt.

Lebensmittelkrise in Zahlen

Lebensmittelkrise in Zahlen

  • Der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt stellen große Risiken für unsere Lebensmittelversorgung dar. Dies führt bereits jetzt zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise und zu einer erschwerten Beschaffung bestimmter Lebensmittel.
  • Wir müssen die globale Erwärmung begrenzen, um die schlimmsten Schäden für unsere Gesundheit, die Ernährungssicherheit, die Wasserversorgung, die Lebensgrundlagen und das Wirtschaftswachstum zu verhindern. Gelingt es uns nicht, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird dies schwere und weit verbreitete Schäden für die Ernteerträge und die Ernährungssicherheit bedeuten
  • Nachhaltige Anbaumethoden, wie z. B. die ökologische Landwirtschaft, schützen die Umwelt, die für die Erzeugung von Lebensmitteln unerlässlich ist. Durch eine konventionelle Landwirtschaft gehen den Böden in der EU jährlich 7,4 Millionen Tonnen Kohlenstoff verloren, und der Produktivitätsverlust durch degradierte Böden kostet jedes Jahr 1,25 Milliarden Euro.
  • Die agrarökologische Landwirtschaft schafft mehr Arbeitsplätze als die konventionelle Landwirtschaft.
  • Die industrielle Landwirtschaft erfordert viele Betriebsmittel, darunter Tierfutter und synthetische Düngemittel. Sie ist anfällig für globale Preisschocks, während eine nachhaltigere Landwirtschaft Anzeichen dafür zeigt, dass sie gegen diese Schocks besser gewappnet ist.
  • Den Klimanotstand mit Hilfe von Lebensmitteln zu bekämpfen, macht sehr viel Sinn. Strategien zur Emissionsreduzierung, die sich auf einen verantwortungsvollen Konsum konzentrieren, einschließlich einer Ernährung mit mehr treibhausgasarmen Lebensmitteln, haben nachweislich den deutlichsten Zusatznutzen für die Beseitigung von Armut und Ungleichheit und die geringste Anzahl von Kompromissen.
  • Die EU importiert jährlich 25 Millionen Tonnen Soja für die Tierfütterung. Soja ist für 30 % der Abholzung von Wäldern für die Ernährung der EU verantwortlich.
  • Zwischen 2005 und 2017 wurden etwa 3,5 Millionen Hektar Wald zerstört, um Agrarrohstoffe für den EU-Markt zu produzieren.
  • Ein Viertel der europäischen Kinder ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.
  • Das Essen in der Schule macht bei vielen Schüler:innen mehr als 50 % der Energiezufuhr aus.
     

2030-Ziele für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion

Pestizide

Reduzierung des Gesamtverbrauchs und der Risiken von chemischen und gefährlichen Pestiziden

Nährstoffverluste

Verringerung der Nährstoffverluste um 50 % bei gleichzeitiger Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, wodurch 20 % weniger Düngemittel benötigt werden

Antimikrobielle Mittel

Reduzierung des Absatzes von antimikrobiellen Mitteln für Nutztiere und Aquakultur

Ökologische Landwirtschaft

Erhöhung des Anteils der ökologisch bewirtschafteten Flächen in der EU
Die "Farm to Fork"-Strategie (F2F) der Europäischen Kommission zielt darauf ab, den Übergang zu einem fairen, gesunden und umweltfreundlichen Lebensmittelsystem zu beschleunigen, indem die Umwelt- und Klimaauswirkungen der Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren, reduziert werden, die Ernährungssicherheit und die Gesundheit der Bevölkerung durch den Zugang zu ausreichenden, nahrhaften und nachhaltigen Lebensmitteln gewährleistet werden und die Erschwinglichkeit von Lebensmitteln erhalten bleibt, während gleichzeitig ein gerechterer wirtschaftlicher Gewinn für alle an der Lieferkette Beteiligten erzielt wird.
Wie funktioniert die Farm to Fork-Strategie? Verarbeitung & Vertrieb Konsum Produktion Abfallvermeidung

Wie funktioniert die Farm to Fork-Strategie?

Die F2F-Strategie hat sechs Hauptziele:

  • Sicherstellung einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion
  • Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit
  • Förderung nachhaltiger Praktiken in den Bereichen Lebensmittelverarbeitung, Großhandel, Einzelhandel, Gastgewerbe und Lebensmitteldienstleistungen
  • Förderung eines nachhaltigen Lebensmittelkonsums und Erleichterung der Umstellung auf eine gesunde, nachhaltige Ernährungsweise
  • Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung
  • Bekämpfung von Lebensmittelbetrug entlang der Lebensmittelversorgungskette.
Verarbeitung & Vertrieb

Nachhaltige Lebensmittelverarbeitung und Vertrieb

Die "Farm to Fork"-Strategie wird die Lebensmittelindustrie mobilisieren, um die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von gesunden, nachhaltigen Lebensmitteln zu verbessern. Ziel ist es, den gesamten ökologischen Fußabdruck des Lebensmittelsystems zu verringern und die Umstellung auf eine gesunde Ernährung zu erleichtern.

Die Europäische Kommission wird Maßnahmen zur Ausweitung und Förderung nachhaltiger Produktionsmethoden und kreislauforientierter Geschäftsmodelle in der Lebensmittelverarbeitung und im Einzelhandel ergreifen, auch speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Die Strategie sieht folgende Maßnahmen für eine nachhaltige Lebensmittelverarbeitung und -verteilung vor:

Konsum

Nachhaltiger Lebensmittelkonsum und Erleichterung der Umstellung auf eine gesunde, nachhaltige Ernährungsweise

Die "Farm to Fork"-Strategie zielt darauf ab, die Verfügbarkeit und den Preis von nachhaltigen Lebensmitteln zu verbessern und eine gesunde und nachhaltige Ernährung bei den Verbraucher:innen zu fördern. Zu den Schlüsselelementen gehören die Verbesserung der Verbraucher:inneninformation, die Stärkung der nachhaltigen Lebensmittelbeschaffung und die Förderung von steuerlichen Maßnahmen zur Unterstützung des nachhaltigen Lebensmittelkonsums.

Die Strategie sieht die folgenden Maßnahmen vor:

  • Vorschlag für eine vereinheitlichte obligatorische Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite von Verpackungen, um den Verbraucher:innen eine gesundheitsbewusste Lebensmittelauswahl zu ermöglichen
  • Vorschlag, für bestimmte Produkte eine Herkunftsangabe vorzuschreiben.
  • Ermittlung der besten Modalitäten für die Festlegung verbindlicher Mindestkriterien für die Beschaffung nachhaltiger Lebensmittel zur Förderung einer gesunden und nachhaltigen Ernährung, einschließlich ökologischer Erzeugnisse, in Schulen und öffentlichen Einrichtungen.
  • Vorschlag für einen Rahmen zur Kennzeichnung nachhaltiger Lebensmittel, um die Verbraucher:innen in die Lage zu versetzen, sich für nachhaltige Lebensmittel zu entscheiden.
  • Überprüfung des EU-Förderprogramms für Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse mit dem Ziel, seinen Beitrag zu nachhaltiger Produktion und nachhaltigem Verbrauch zu erhöhen.
  • Überprüfung des Rechtsrahmens für das EU-Schulprogramm im Hinblick auf eine Neuausrichtung des Programms auf gesunde und nachhaltige Lebensmittel:
Produktion

Nachhaltige Lebensmittelproduktion

Die "Farm to Fork"-Strategie zielt darauf ab, die Umwelt- und Klimaauswirkungen der Primärproduktion zu verringern und gleichzeitig eine faire wirtschaftliche Rendite für Landwirt:innen, Fischer:innen und Aquakulturproduzent:innen sicherzustellen.

Die Strategie sieht vor, den Einsatz und die Risiken chemischer Pestizide, den Einsatz von Düngemitteln und den Verkauf antimikrobieller Mittel deutlich zu verringern und die landwirtschaftliche Fläche für den ökologischen Landbau zu vergrößern.

Darüber hinaus sollen der Tierschutz verbessert, die Pflanzengesundheit geschützt und die Einführung neuer umweltfreundlicher Geschäftsmodelle, eine biobasierte Kreislaufwirtschaft und die Umstellung auf eine nachhaltige Fisch- und Meeresfrüchteproduktion gefördert werden.

Die Strategie sieht die folgenden Maßnahmen vor, um eine nachhaltige Lebensmittelproduktion zu gewährleisten:

  • Vorschlag für eine Überarbeitung der Richtlinie über die nachhaltige Verwendung von Pestiziden, um den Einsatz und die Risiken von Pestiziden sowie die Abhängigkeit von ihnen deutlich zu verringern und den integrierten Pflanzenschutz zu verbessern
  • Überarbeitung der einschlägigen Durchführungsverordnungen zur Rahmenregelung für Pflanzenschutzmittel, um das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln mit biologischen Wirkstoffen zu erleichtern
  • Vorschlag für eine Überarbeitung der Verordnung über Pestizidstatistiken, um Datenlücken zu schließen und eine faktengestützte Politikgestaltung zu fördern
  • Bewertung und Überarbeitung der bestehenden Tierschutzvorschriften, einschließlich der Vorschriften für Tiertransporte und die Schlachtung von Tieren
  • Vorschlag für eine Überarbeitung der Verordnung über Futtermittelzusatzstoffe zur Verringerung der Umweltauswirkungen der Tierhaltung
  • Vorschlag für eine Überarbeitung der Verordnung über das Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen, um es in ein Informationsnetz für die Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe umzuwandeln und so zu einer breiten Einführung nachhaltiger landwirtschaftlicher Verfahren beizutragen
Abfallvermeidung

Lebensmittelverschwendung und Abfallvermeidung

In der EU fallen jährlich fast 57 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle (127 kg/Einwohner) an, deren Marktwert auf 130 Milliarden Euro geschätzt wird (Eurostat, 2022). Eurostat schätzt grob, dass etwa 10 % der Lebensmittel, die den EU-Verbraucher:innen (im Einzelhandel, in der Gastronomie und in den Haushalten) zur Verfügung gestellt werden, verschwendet werden können. Gleichzeitig können sich etwa 36,2 Millionen Menschen nicht jeden zweiten Tag eine hochwertige Mahlzeit leisten (Eurostat, 2020). Die Verschwendung von Lebensmitteln hat auch enorme Auswirkungen auf die Umwelt: Sie macht 8-10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen aus (UNEP Food Waste Index 2021) und etwa 5 % der Treibhausgasemissionen in der EU, die mit dem gesamten Fußabdruck des Lebensmittelverbrauchs in der EU verbunden sind.

Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung birgt ein enormes Potenzial für die Verringerung der Ressourcen, die wir für die Herstellung der Lebensmittel, die wir essen, verwenden. Die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung ist ein dreifacher Gewinn: Sie spart Lebensmittel für den menschlichen Verzehr, bringt Einsparungen für Primärerzeuger, Unternehmen und Verbraucher:innen und verringert die Umwelt- und Klimaauswirkungen von Lebensmittelproduktion und -verbrauch.

Die EU hat sich verpflichtet, das globale Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) 12.3 zu erreichen, d. h. die Pro-Kopf-Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel und bei den Verbraucher:innen bis 2030 zu halbieren und die Lebensmittelverluste entlang der Lebensmittelproduktions- und -lieferkette zu verringern.

Die Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung ist integraler Bestandteil des Aktionsplans der "Farm to Fork"-Strategie. Die Kommission wird sich bemühen, die Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung zu verstärken und wird Folgendes vorschlagen

Die Kommission wird außerdem die Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung in andere EU-Politiken einbeziehen, Möglichkeiten zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten auf der Produktionsstufe untersuchen und erforschen und weiterhin alle Akteur:innen mobilisieren, insbesondere durch die Förderung der Umsetzung der Handlungsempfehlungen der EU-Plattform für Lebensmittelverluste und -verschwendung